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Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
142
Mittlere Geschichte.
3 Frankreich.
§ 57. Im Westen von Deutschland war es Frankreich, das sich aus sehr kleinen Anfängen zu einer höchst bedeutenden Macht aufschwang. Hugo Cap et, der 987 auf den Thron kam, besaß nur rin geiinges Ansehen, da die erblich gewordenen Herzoge und Graseu fast unumschränkte Gewalt hatten. Um so mehr Geeiferten sich die Capetinger, deren 14 bis 1828 regierten, die königliche Macht wieder herzustellen, indem sie die Lehen wieder an sich zogen. Unter ihnen waren manche kräftige und entschlossene Männer; aber der Grundzug ihres Charakters war meist List, Verschlagenheit und Grausamkeit. Wir kennen Philipp Iv. ans der Geschichte der Tempelherren. Eine rühmliche Ausnahme machte Ludwig Ix. oder der Heilige (1226 — 70), der durch eine seltene Frömmigkeit sich auszeichnete, freilich nach Art seiner Zeit. Er genoß z. B. nur einmal des Jahres Obst, trug auch bisweilen ein härenes Kleid auf blosem Leibe. Wöchentlich ließ er sich vou einem Geistlichen mit Kettchen den Rücken blutig geißeln; und da ihn einer derselben besonders hart zu schlagen pflegte, äußerte er doch erst nach dessen Tod, wie Übel er es unter ihm gehabt habe. Täglich besuchte er die Kirche und Messen; täglich las er in der Bibel und in den Kirchenvätern; nie duldete er müßige Gespräche. Er verschaffte sich für schweres Geld ein vermeintliches Stück des heit. Kreuzes, des Schwammes und der Dornenkrone Christi, und wallsahrtete nun jeden Donnerstag barfuß zu diesen Reliquien, bewegte sich aus den Knieen zu ihnen hin und küßte das Kreuz, wobei er sich selbst aus den Boden in Gestalt eines Kreuzes hinstreckte. Arme und Kranke lud er zu Tische, wartete ihnen auf, wusch ihre Füße und küßte sie. Bei all dem war er ein kräftiger Regent, der mit Einsicht alle Staatsangelegenheiten leitete, als entschlossener Krieger namentlich in seinen Kreuzzügen sich hervorthat und die königliche Macht glücklich erweiterte. Nur Schade, daß seine Frömmig-
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Iv. Einzelne Staaten Europa's. 145
4. Spanien und Portugal.
§• 58. Wir wenden uns nach Spanien. Hier bestand seit 712 ein arabisches Chalifat, das aber bald durch Trennungen und Uneinigkeiten sich abschwächte, während unter den noch übrigen Christen ein ritterlicher Geist erwachte, der den sühnen Unternehmungen des Pelag ins und seiner Nachfolger gegen die Araber günstig war. Die Araber wurden immer mehr gegen Süden gedrängt; und bis 1250 hatten sie mir noch Granada in ne, während die christlichen Königreiche Asturien, Leon, Galicien, Castilien, Aragon, Navarra allmählich sich gebildet hatten. Unter den letzteren aber entstanden unzählige Reibungen, wie in den übrigen germanischen Staaten. Zn besonderem Ansehen erhoben sich endlich die Königreiche Aragon und Castilien, welche die andern mehr oder weniger von sich abhängig machten. Doch war in beiden die Königsmacht noch sehr eingeschränkt; und die obere Geistlichkeit nebst dem höheren Adel (den Gran-d e n) führte das Wort in den Reichsversammlungen (Cortes). In Aragon lautete der Huldigungseid der Großen also: „Wir, die wir eben so gut sind, als Ihr, machen Euch zu unserem Herrn und Könige unter der -Bedingung, daß Ihr unsere Rechte und Freiheiten achtet: wo nicht, keineswegs." So waren die Könige fast blos e>chattenfönige; aber nur um so eiserner wurde in der Folge ihre Despotie. Nachdem hiezu schon gut vorgebahnt war, kam Ferdinand der Katholische auf den Thron von Aragon (1479 — 1516), ein herrschsüchtiger, ränke-voller und gewissenloser Manu, der sich mit Jsabella von Castilien vermählte und so den Grund zur Vereinigung Der Königreiche legte. Mit diesen beiden wirkte 43 ^ahre lang der gewaltige Geist des Kardinals Ximenes zu Einem Ziele hin, dem der Erhöhung des königlichen Ansehens. Die Inquisition mußte am meisten dazu helfen. Vorerst setzten sie den Krieg gegen die Araber oder Mauren fort; und Granada ergab sich (1492) unter der
Handbüchl. d. Weltgcsch. (7. A.) 7
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I. Die Völkerwanderung. 95
vom Lehensherrn zur Heerfolge verpflichtet, hießen Vasallen. Als Herzoge, Grafen, Markgrafen, Pfalzgrafen, Burggrafen, Edelleute hatten sie größere oder kleinere Besitzungen, die sie wieder Verleiher: konnten. Die letzten Untergebenen waren leibeigene, und der Mittelstand, bestehend aus gemeinen Freien, verschwand allmählich. Die Rechtspflege stand noch auf niederer Stufe. Das selbsträchende Faustrecht war überall gestattet; und das Geschwornengericht, aus 12 Beisitzern oder Schöffen bestehend lind von den Grafen geleitet, nahm oft seine Zuflucht zu den Gottesurtheilen oder Ordalien, indem der Angeklagte einen Zweikampf, oder die Feuer- oder Wasserprobe und Anderes bestehen mußte, wobei man voraussetzte, Gott werde die Unschuldigen weder durch Schwert, noch durch Feuer oder Wasser umkommen lassen. Indessen kamen bald geschriebene Gesetzbücher auf, und Sitten und Berfassungen veredelten sich, vornehmlich durch das Christenthum.
Die meisten wandernden Völker waren schon Christen, besonders die Gothen, die stets als die gebildetsten erscheinen. Wie die andern Christen wurden, ist unbekannt. Die äußerliche Kirchenpracht, die Feierlichkeit des Cultus, die Kleiduug der Priester, namentlich der Pomp des Alles geltenden Bischofs trugen am meisten dazu bei, deu rohen Völkern Neigung zum Christenthum beizubringen. Denn Heiden gab es Anfangs noch viele. Irland wurde erst 430 vom Schotten Patrik bekehrt; und nach Deutschland kamen irische Prediger, wie Fridolin zu den Alamannen, Gall und Columba au den Bodensee, Kilian nach Franken. Von den Angelsachsen, die seit 596 sich taufen ließen, zogen Willibrord rc. zu den Friesen, Winfrid, Bonisacius genannt, der berühmte Apostel der Deutschen, zu andern deutschen Völkern. Diese Män-uer errichteten mitten in den Wäldern Kirchen, Lehranstalten, Zufluchtsstätten, auch sogenannte Klöster, in welchen sich kleine Vereine von den Angelegenheiten der Welt zurückzogen, und von denen aus auf weite Distrikte
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Iv. Die Revolutionszeit. 247
Auf Washingtons Betrieb vereinigten sich sodann 1788 die 13 Staaten zu einer Unionsregiernng, die über alle gemeinsamen Angelegenheiten berathen und entscheiden sollte, während jedem Staat seine besondere Regierung blieb. Mit den Kirchen hat der Staat nichts zu schaffen, weder der einzelne noch der Gesamnttstaat. Der Kongreß, an dessen Spitze ein auf vier Jahre gewählter Präsident steht, versammelt sich in der Stadt Washington, die zu Ehren des Feldherru erbaut ward. Der neue Staat gründete sich auf möglichste Theilnahme aller Bürger an seiner Leitung, nur daß die Neger, auch die freien, davon ausgeschlossen blieben. Schnell nahm er auch zu. Sein Gebiet hat sich westlich bis zum stillen Meere und südlich bis zum Meerbusen von Mejiko ausgedehnt, und die Zahl seiner Staaten von 13 auf 39 vermehrt. Seine Bevölkerung hat sich je nach 23 Jabren verdoppelt, und ist von 27, auf 42 Millionen gestiegen. Zunächst hatte sein Freiheitskrieg die Folge, daß man s. 1783 auch iu Europa zu ähnlicher Freiheit sich drängte und republikanische Einrichtungen wünschte. Die gewaltige Revolutionszeit war vorgebahnt; und wo anders konnte sie beginnen als in dem tief gesunkenen Frankreich!
Iv Die Revolutionszeit.
1. Die französische Revolution.
§ 96. In Frankreich war das Verderben so hoch gestiegen, daß es nur eines Fünfleins bedurfte, um alles in Flammen zu setzen. Veranlassung zum Ausbruch gab die enorme Staatsschuld, die mit jedem Jahre verzweif-lnngsvoller anwuchs; itttb doch waren nur die Bürger, d. H. der dritte Staud, steuerpflichtig, währeud die zahl’ losen Adeligen und Geistlichen, die das Meiste des Lau-
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Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Iv. Einzelne Staaten Europa's. 147
platz der Welt wurde; dahin kamen alle Gewürze und Schätze des Ostens. Die Inquisition und übertriebene Ausbreitungslust brachten jedoch auch dieses Land bald von seiner Höhe herab; und bis heute genießt es so wenig Glück als Spanien.
5. England.
§. 59. Ganz anders gieng es in England, wo die blutigen Kämpfe zuletzt mit der Freiheit des Volks endeten. Wilhelm der Eroberer (s. 1066) sah es ganz auf Unterdrückung des Landes ab. Er stürzte die alte Verfassung mit ihren Rechten und führte ein Leheussystem ein, bei dem die Vasallen ganz von ihm abhieugeu. Aber schon seilt Sohn, Heinrich !., mußte der Geistlichkeit und deu Vasallen in einem Freiheitsbriefe wichtige Vorrechte abtreten (1101). Mit ihm starb Wilhelms Man-nesstamiil aus; und nach manchen Unruhen kam Heinrich H., Gras vou Anjou, auf deu Thron, dessen" Haus 331 Jahre regierte (1154 — 1485). Heinrich war ein tüchtiger Regent, der sich vom Papst die Insel Irland schenken ließ -und sofort sie eroberte; er fiel aber tief im Kampfe gegen die Geistlichkeit. Thomas Becket nämlich , Erzbischof von Canterbnry, wollte durchaus den König von der Geistlichkeit abhängig wissen; nachdem er einmal neue Unruhen angeregt hatte, entfuhren dem Könige die zornigen Worte: „Ich werde niemals Ruhe haben; habe ich denn nur feige Diener um mich her, da keiner von diesem aufrührerischen Priester mich befreien kann?" Dieß faßten vier Ritter als eine Aufforderung zur Ermordung des Erzbischofs auf, eilten nach Canterbnry und erschlugen ihn vor dem Hochaltäre. Heinrichs Bote, der sie zurückführen sollte, hatte sie nicht mehr getroffen. Alles gerieth in Bestürzung, auch Heinrich wurde tief betrübt. Um dem Bann zu entgehen, mußte er feierlich schwören, daß er unschuldig am Blute des Märtyrers sei, und dabei viele Rechte an die Kirche und den Papst abtreten. Da aber Stürme aus Stürme folgten, nainent-
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Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
152
Mittlere Geschichte.
7. Rußland.
§ 61. Wie alle andern europäischen Böller, so mußte auch Rußland erst aus dein Rohesten sich heraufarbeite«: nur blieb es hinter thuen noch weit zurück. Es war hauptsächlich von Slaven und Tschudeu (Finnen) bewohnt, zwei grundverschiedenen Stämmen. Unter sie mischten sich erobernd die Normannen, hier Waräger genannt. Einer ihrer Anführer, Runs, gründete 862 den Staat Nowgorod, zwei andere (866) den Staat Kiew. Beide Staaten wurden vereinigt; und Rnrit's Nachkommen regierten über 700 Jahre in Rußland. Der Umsaug des Reichs war anfangs kleiu, unzählige Fürsten und Großfürsten theilten sich in das jetzige unermeßliche Ländergebiet. Den ersten Grund zu einer größeren Macht legte Wladimir der Große (980—1015), der auch das Christenthum in Aufnahme brachte. Von Konstantinopel aus verbreitete sich die griechisch-katholische Consession, weßwegen das Land von den Ansprüchen und Gewaltthätigkeiten des Papstes frei erhalten wurde. Die Stadt Moskau wurde um 1156 gegründet und später Hauptsitz der geistlichen und weltlichen Macht. Nach Wladimir tobten über zwei Jahrhunderte lang die blutigsten Fehden zwischen den einzelnen Fürsten. Indessen unterwarfen sich die Mongolen ganz Rußland; und ihueu bliebe» die Russen tributpflichtig bis aus Iwan W asiljewitsch, der sich zuerst der lästigen Unterwürfigkeit entledigte (1480). Wenn auch die Mongolen 1521 wieder übermächtig wurden, so dauerte das doch nur kurze Zeit. Iwan gab sich den Titel Zar und sein gleichnamiger Enkel bildete die Berfassung zum unbeschränktesten Despotismus aus. Das Land blieb in der Cultur weit zurück, trug aber schon damals alle Elemente zu der Größe und Bedeutuug in sich, die es in neuester Zeit erlangt hat.
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Iii Die Zeiten rer Politik 225
Staaten eintreten und in bcren Angelegenheiten sich kräftig einmischen konnte.
Peter starb 1725, erst 53 Jahre alt. Seinen einzigen Sohn Alexei, der ihm ganz unähnlich war und sein schönes Werk wieder zu zerstören drohte, opferte er dem Wohl des Staates auf, indem er ihn zum Tod ver-urtheilen ließ. Die Thronfolge zu bestimmen, war ein Recht, das er 1722 sich selbst und den künftigen Zaren beilegte. So folgte ihm seine Gemahlin Katharina I., eine geborne Bauerntochter. Nach ihr herrschten Peter Ii., Anna, Iwan, am längsten Elisabeth (1741—62). Darauf regierte Katharina Ii., die sich durch Ermordung ihres Gemahls Peter Iii. zur Alleinherrschern machte, mit hohem Rubm und Glanz (1762—96). Während Peter ein Reich von 175,815 Q.m. hinterließ, war dasselbe bei ihrem Tode bis auf 331,830 Q.m. angewachsen. Was mag noch aus diesem Koloß werden?
4. Das deutsche Reich.
§ 88. Nach dem dreißigjährigen Kriege folgten in Deutschland 24 Ruhejahre, in welchen zum Wiederanbau des verödeten Landes Vieles geschah. Es wäre ihm wohl zu gönnen gewesen, wenn es länger Ruhe gehabt hätte; aber sein unruhiger Nachbar Ludwig Xiv. brachte ihm s. 1672 neues Kriegselenb. Es war damals und in der Folge nicht schwer, sich gegen das deutsche Reich etwas herauszunehmen; denn dieses war von seinem alten Glanz sehr herabgekommen. Es fehlte ihm alle Einheit; der Kaiser, der es verbinden sollte, besaß über die einzelnen Landesfürsten wenig Ansehen, und diese hatten kein Interesse für das Ganze, trugen höchstens für ihr Ländlein Sorge, wobei sie daraus aus waren, mit immer größerer Willkür herrschen zu können. Kam daher ein Staat in Gefahr, so konnte er seine Stimme kaum laut genug erheben, um die Gesammtheit des Reichs zu seiner Hilfe zu bewegen; man unterhandelte so lange fort, bis die beste Zeit vorüber und der Schaden nicht mehr gut zu
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Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
282 Neue Geschichte.
1850) durch, daß sein Schwager Friedrich Wilhelm Oestreichs Forderungen nachgeben und zu dem hergestellten Bundestage zurückkehreu müsse. Mit schwerem Herzen ge-schahs; und während Frankreich als Frucht seiner Geburtsarbeit doch einen neuen Cäsar bekam, hatte Deutschland gar keine aufzuweiseu, Preußen nur eine Verfassung. Oestreich den Schutz des Zaren, der ihm freilich so unbequem war, daß es im Krimkrieg die erste Gelegenheit ergriff, seinen Undank zu beweisen, und sich dafür 1855 mit ganzem Herzen dem Papst in die Arme warf. Am meisten hatte nämlich die katholische Kirche durch diese ganze Unruhe Zeit gewonnen; die Bischöse hatten nicht nur vou der Aufsicht des Staats sich zu befreien gewußt, sondern da und dort fiengen sie an den Staat mitzuregieren.
Und doch nahte jetzt die Zeit, da der Papst aufhören sollte, ein weltlicher Herrscher zu sein. Nachdem Louis Napoleon ihn in Rom wiedereingeführt hatte, herrschte er dort unter dem Schutze französischer Bajonette. Im übrigen Italien ward die östreichische Polizei wieder wie sonst gehandhabt; überall, nur nicht in Sardinien. Dieses hatte s. 1852 au Cavour einen klugen Minister, der sein Land dnrch freisinnige Reformen dem übrigen Italien anziehend und achtungswerth machte. Er half auch Napoleon im Krimkrieg, entschlossener als Oestreich, gegen dessen Verwaltung er beim Friedensschluß einen lauten Schmerzensschrei losließ. Den hörte Napoleon Iii. um so mehr, da er früher mit in die Geheimbünde römischer Revolutionäre verflochten war. Also machte ers mit Ca-vonr ab und überzog 1859 Oestreich mit Krieg. Napoleon gieng selbst nach Italien mit seinen neuersundenen gezogenen Kanonen, siegte bei Magenta und Solserino (4. und 24. Juni) über die schlechtgeführten Obstreicher und schloß, weil unterdessen Preußen rüstete, rasch genug Frieden mit Franz Joseph, der die Lombardei an Sardinien abgeben mußte und nun Preußen beschuldigte, ihn verlassen zu haben. — Jetzt zeigte sichs, daß Mittelitalien
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Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
288 Neue Geschichte.
heit nichts anzufangen wissen, und sie darum ihnen vor-enthalten werden müsse.
Spanien hatte seine Kolonieen stiefmütterlich behandelt, ja kindisch bevormundet, namentlich ihnen allen eigenen Handel verboten. Als daher die Engländer im Kampfe gegen Napoleon 1806 Buenos Ayres besetzten und die Einwohner zum Losreißen vom Mutterlande aufforderten, fanden sie Anklang, und während Spanien von französischen Heeren besetzt war, machten sich weite Strecken von Amerika unter zerrüttenden Kämpfen von ihren Gouver-uenren unabhängig. Als Ferdinand Vii. 1814 wieder auf deu Thron kam, hätten sie durch Milde sich wieder gewinnen lassen, aber er forderte unbedingte Unterwerfung; so entstand denn zuerst die argenti Nische Republik und daneben das lange von Brasilien besetzte Uruguay. Brasilien selbst riß sich 1822 vou Portugal los, behielt aber dessen Königssohn als seinen Kaiser Peter 1. In Paraguay machte sich ein Dr. Fra ncta 1814 zum Dictator und sicherte sich durch Abschließung des Landes und eiserne Streuge stete» Gehorsam, deu dann die früher durch die Jesuiten geschulten Unterthanen anch seinen Nachfolgern, den Lopez 1840—70 leisteten. Chili wurde 1817 frei, und genießt wohl von allen diesen Staaten das höchste Maß erträglichen Gedeihens. Für Neugranada und Venezuela that das Meiste Simon Bolivar ans Caracas, der seit 1810 mit den Spaniern kämpfte und durch seinen Sieg bei Ayacucho (Dec. 1824) der gefeierte Befreier Perus wurde. Von ihm trägt der 1825 g ebildete Freistaat Bolivia (Ober-peru) den Namen. Doch konnte er in seinem Vaterland keine Ordnung herstellen, mußte abdanken und sagte sterbend: „Eintracht! sonst sind wir verloren." Zur Eintracht aber will's hier nirgends kommen; Peru und Ecuador gehören wohl zu den zerrüttetsten Staaten: der erstere lebt im Grunde nur vom Verkauf des Guano (Vogel-mists) aus seinen nnberegneten Jnselchen, der letztere ist in eine Jesuitenherrschaft umgewandelt worden. Die Partei-
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Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
298
Neue Geschichte.
13. Die Commune und der Socialismus.
§ 111. Ein schreckliches Nachspiel in Paris sollte zeigen, welch' ein neuer Feind nicht diese oder jene Regierung, sondern alle Ordnungen des Staats und der Kirche bedrohe. Nach dem militärischen Bummlerleben während der Belagerung wurde es den Parisern schwer, zu friedlicher Thätigkeit zurückzukehren. Wie sollte man aber diese Hunderttausende entwaffnen und aus dem Sold entlassen? Wie sie zum Gehorsam unter die Nationalversammlung bringen, die jetzt von Bordeaux nach Versailles übersiedeln wollte? Schreier und Schürer verkündigten schon den Parisern, man wolle ihre Stadt erniedrigen, und mehrten die allgemeine Spannung. Thiers, welcher die Leitung des Staats übernahm, ließ früh am 18. März den General Lecomte auf den Berg Montmartre ziehen, um die dort aufgestellten 171 Kanonen in Sicherheit zu bringen. Das war schnell gelungen, nur hatte man keine Pferde zum Abführen bereit; so gab es Aufschub, die Sturmglocke rief Nationalgarden in Masse zusammen, und diese bewirtheten und verführten die noch nüchternen Truppen. Bald wurde der General mit seinen Offizieren gefangen gesetzt, und ein formloses Gericht verurteilte ihn und einen andern General zum Tod des Erschießens. Am Abend zogen die wenigen treuen Truppen aus der Stadt, welche nunmehr in den Händen der Aufrührer war.
Wer noch die Ordnung liebte und fortkonnte, floh in den nächsten Tagen aus Paris. Hier aber setzten 28. März 180,000 Wähler die Regierung der Commune, d. h. der Gemeinde, ein, die ans den verbissensten Rothen, theil» weise wahren Scheusalen bestand. Es sollte eine Uni-versal-Republik von bloßen Weltbürgern sein; jede Gemeinde in Frankreich sollte eigentlich das Gleiche thun, so daß der Staat nur aus gleichberechtigten Gemeinden bestünde. Mit diesen Kommunisten arbeiteten auch Socialdemokraten, die wünschten, daß das Eigen-
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